Lisa Bigge studiert seit Oktober 2017 Lehramt für Geschichte und Kunst an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und führte in den Jahren 2019 und 2020 ein mehrtägiges Praktikum während MUS-E® Sessions am Johanna-Geissmar-Gymnasium und an der Friedrich-Ebert-Grundschule in Mannheim durch. Sie hospitierte sowohl während als auch vor und nach den MUS-E® Projekten der Sparten Bildende Kunst, Tanz und Theater in den Klassen und konnte sich so ein umfassendes Bild von der Wirkung des Bildungsprogramms machen. Ihre Beobachtungen fasste sie in einem ausführlichen Praktikumsbericht zusammen, dessen Kernpunkte wir unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchten. Besonders aufgefallen ist ihr in den MUS-E® Sessions das Ausbrechen der Schüler:innen aus den gewohnten Rollen des Klassenverbandes und der Konstellation Lehrperson/Schüler:in.
Lisa Bigge beschreibt diesen Prozess folgendermaßen: "Durch MUS-E® werden gewohnte Rollen und Distanzen aufgebrochen. Die MUS-E® Künstler:innen nehmen die Position der Lehrkraft ein, und die Lehrkraft arbeitet mit den Schülerinnen und Schülern zusammen in den Projekten. Diese bekommen so die Chance, ihre Lehrkraft aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dadurch, dass die Lehrperson dieselben Aufgaben wie die Klasse macht, entwickelt sich eine neue Form des Respekts bei den Schüler:innen. Auf der anderen Seite hat die Lehrkraft die Chance, die Klasse einmal neu kennenzulernen. Dies wird dadurch erreicht, dass die MUS-E® Sessions in einer viel freieren Form stattfinden als der Regelunterricht. Kinder, die normalerweise nicht im Mittelpunkt stehen, haben so die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Durch die Künstler:innen haben die Schülerinnen und Schüler die Chance, sich noch mal neu zu präsentieren, und die Lehrkraft kann sie aus einem anderen Blickwinkel betrachten."
Doch nicht nur die Schüler:innen und Lehrpersonen gewinnen durch die offene Gestaltung der MUS-E® Stunden, wie Lisa Bigge schreibt, auch die MUS-E® Kunstschaffenden profitieren vom gegenseitigen Austausch der Akteur:innen: "Die Künstler:innen haben anders als die Lehrkräfte keine umfangreiche didaktische und pädagogische Ausbildung. Sollten sie also die Kontrolle über die Schülerinnen und Schüler verlieren, dann springt die Lehrkraft wieder ein. Dadurch wird ein möglichst reibungsloser Ablauf des Projektes gewährleistet. In diesem Sinne herrscht auch ein Austausch von Wissen und Ideen zwischen Künstler:innen und den Lehrkräften."
Ein anderer Punkt ihrer Beobachtungen ist, dass es in den MUS-E® Einheiten nicht nur um individuelle Leistung, sondern hauptsächlich um Gemeinsames geht. Ob Tanzchoreografie, Theaterstück, Konzert oder Gemälde: Immer ist das Ergebnis eine Zusammenarbeit der Klasse. Das steigere das Gemeinschaftsgefühl und die Kommunikation untereinander. Lisa Bigge stellt in diesem Zusammenhang fest: "MUS-E® bietet den Schülerinnen und Schülern die Erfahrung eines künstlerischen Vereins. Dadurch können auch Kinder kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe erfahren, die aufgrund ihres sozialen Umfeldes sonst abgehängt sind."
Durch das Besuchen von anderen Stunden des Regelunterrichts neben den MUS-E® Stunden konnte Lisa Bigge auch sehen, wie sich die Schüler:innen entwickelten. Das Verständnis der Klasse untereinander und ihre Zusammenarbeit stieg über die Wochen an. Mobbingprozesse waren nicht zu beobachten – im Gegenteil: Die Schülerinnen und Schüler waren äußerst sensibel für dieses Thema und setzten sich füreinander ein oder holten sich Hilfe von der Lehrkraft.
Aus einer Umfrage, die Lisa Bigge in der 7. Klasse des Johanna-Geissmar-Gymnasiums durchführte, stechen folgende O-Töne
der Schüler:innen heraus:
- „MUS-E® ist, was mich selbst inspiriert und mich selbst findet. Ich finde MUS-E® ist eine Inspiration.“
- „Ich verstehe Kunst und andere Wege meine Gefühle auszudrücken. Außerdem macht es mich glücklich, und ich habe Spaß daran gehabt, an diesem Projekt teilzunehmen.“
Wir danken Lisa Bigge für die Zusammenfassung ihrer detaillierten Beobachtungen, die sie im Rahmen ihres Praktikums in den MUS-E® Stunden schrieb, sowie für ihr herausragendes Engagement im Rahmen des Projektes "Bildende Kunst und Theater", das die obenstehende eindrucksvolle Videodokumentation hervorrief, und wünschen ihr für ihre Zukunft alles erdenklich Gute!