Koordination: Jenny Schmiedel
Die Kurt-Tucholsky-Grundschule in Moabit ist eine musikalische Grundschule und seit 2016 MUS-E® Schule.
MUS-E® Künstlerin Katharina Iva Nagel berichtet:
"Die Klasse 5d war von Anfang an augfeschlossen und interessiert an der künstlerischen Forschung mit Tanz und Bewegung. Während es einigen Kindern eher schwer fiel, sich vor den anderen frei zu bewegen, gab es auch einen Anteil an sehr motivierten und ehrgeizigen Schüler:innen. Nach einer Einführung in die Prinzipien der Tanzimprovisation ging es in das erste eigene Ausprobieren mit verschiedenen Parametern wie Bewegungsqualität, Raumwahrnehmung und Gruppenkonstellation.
Es folgte eine längere choreografische Forschung zu Gegenteilen in Kleingruppen, die wir am Ende zu einer großen Gesamtchoreografie aus den selbstentwickelten Bewegungen der Gruppe zusammenfügten.
Das bedeutete auch, dass jede Kleingruppe ihr selbst erarbeitetes Material den anderen beibringen musste und in einem gemeinsamen Aushandlungsprozess der größeren Gruppe anpassen musste – was, wie sich herausstellte, einerseits chorerografisch ganz schön anspruchsvoll war, und andererseits auch ein super Training für die Zusammenarbeit als Gruppe war, während gleichzeitig die wirklich vielen tollen Ideen der Kinder in der Gestaltung der Gesamtchoreografie Raum finden konnten. Viele Kinder sind in den zwei Intensivtagen vor der großen Aufführung noch mal über sich hinausgewachsen, haben sich mit Energie und Freude eingebracht und haben Verantwortung für die Gruppe und das Einbinden der verschiedenen Charaktere und Bedürfnisse übernommen. Das war sehr schön zu sehen! Unser kleines Abschlussritual zur Frage, was sich die Einzelnen im Zusammenleben in einer großen Gruppe wünschen, war ein sehr schöner Abschluss der Präsentation vor vielen Eltern und Geschwistern, die gekommen waren.
Was wurde erreicht?
"Ich erlebe die einzelnen Kinder ganz anders hier – und gerade auch manche, von denen ich es gar nicht unbedingt auf dem Schirm hatte, blühen voll auf."
- Klassenlehrerin Karin Werner
Zu Beginn des Projekts zählten die Kinder der Klasse 5a für MUS-E® Künstlerin Fabrizia Vanetta ihre Hobbys, ihre Lieblingsorte und -tiere auf. Auf Grundlage dieser Interessensammlung wurden gemeinsam verschiedene Methoden erprobt, um einen Charakter für eine Geschichte zu entwickeln. Die Schüler:innen brachten mit Hilfe von Mindmaps, Steckbriefen und Zeichnungen ihre Vorstellungen zu Papier. Im nächsten Schritt entwickelte jede:r daraus ein einzigartiges Fabeltier mit besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten, das in einer Tonpapiercollage ausgestaltet wurde. Diese besonderen Fabeltiere spielten in den Geschichten, die sich die Kinder anschließend in Kleingruppen ausdachten, die Hauptrollen. Ihre aufgeschriebenen Geschichten wurden zudem als Bilder unter Verwendung der Collagetechnik in Malerei und Zeichnungen umgesetzt. Zum Abschluss präsentierte jede Kleingruppe der ganzen Klasse ihre Geschichte und ihre Fabeltiere.
Was wurde erreicht?
"Mir hat die Teamarbeit am meisten gefallen, weil wir ein gutes Team waren und alle miteinander arbeiten konnten."
- Theo, 11 Jahre
"Ich habe gelernt, dass Kunst Spaß macht."
- Hares, 11 Jahre
"Mir gefiel die Geschichtenaufgabe. Ich habe gelernt, mit Freunden zu arbeiten."
- Ensar, 10 Jahre
Künstlerin Fabrizia Vanetta berichtet: "Die äußeren Umstände waren nicht einfach: große Klasse, wenig Raum, wenig Zeit. Alle Beteiligten waren mindestens einmal während des Projekts krankheitsbedingt abwesend. Trotzdem haben die Kinder immer wieder gezeigt, welcher Tatendrang und Einfallsreichtum in ihnen steckt!"
Die Klasse 4e der Kurt-Tucholsky-Grundschule trommelte mit MUS-E® Künstler Adam Pawel Dziewialtowski-Gintowt. Während der wöchentlichen Einheiten lernten die Kinder die wichtigsten Techniken aus der Percussion kennen. Mit Stöcken und Händen wurden die Grundlagen des Spielens erarbeitet. Die Kinder hatten die Möglichkeit, Rhythmen aus Ländern wie Brasilien und Afrika zu hören, zu fühlen und auch selbst zu spielen. Die Fenster zur Weltmusik wurden damit für die Schülerinnen und Schüler geöffnet. In Videos konnten sie außerdem die besten Percussion-Bands der Welt sehen und hören. Zum krönenden Abschluss gab es eine Aufführung der erarbeiteten Rhythmen.
Was wurde erreicht?
"Für mich ist es am faszinierendsten, dass während der Percussion die Inklusionskinder gar nicht von den anderen zu unterscheiden sind."
- Karin Winter, Klassenlehrerin
Die Kinder der Klasse 4e freuten sich im ersten Halbjahr über ein Projekt aus der Sparte der Bildenden Kunst mit MUS-E® Künstlerin Fabrizia Vanetta. Sie versuchten sich daran, verschiedene Tiere mit Gouachefarben in ihrer jeweils eigenen Malweise zu porträtieren. Dabei stützten sie sich auf fotografische Vorlagen (Schwarz-weiß-Kopien von Tieren wie Pavian, Eule, Pony etc.). Außerdem wurden gegenseitig die eigenen Umrisse in Lebensgröße auf Papierbahnen mit Bleistift gezeichnet und anschließend farblich gestaltet. Bemerkenswert war, dass die meisten Schüler:innen noch nie Bilder in dieser Größe gemalt haben und viele zum ersten Mal mit Gouachefarben arbeiteten. Wir finden: Dafür sind die Bilder wunderschön geworden. Die Kinder haben sich im weiteren Verlauf des Projektes mit verschiedenen Möglichkeiten und künstlerischen Mitteln, was ein (Selbst-)Porträt sein kann, auseinandergesetzt. Sie malten unter anderem ein Bild zu ihrem Schulweg, über Dinge in ihrer Lieblingsfarbe und ein lebensgroßes Selbstporträt. Zum Ende des gemeinsamen Halbjahres schnitten die Schüler:innen auch einen Linolstempel. Dafür wählten sie ein Motiv aus ihrer persönlichen Lebenswelt. Es tauchten verschiedene Motive mit Bezug auf die digitale Welt, Symbole aus dem Sport oder aus Hobbys auf. Nach dem Testdrucken und Experimentieren mit dem Material druckte jedes der Kinder seinen eigenen Linolstempel in das handgefertigte Leporello der anderen.
Was wurde erreicht?
„Die Kinder sind durch das kreative Schaffen mit Fabrizia Vanetta sehr über sich hinausgewachsen. Sie haben sich am Anfang sehr wenig zugetraut und vor allem sehr perfekte Ergebnisse von sich erwartet. Im Laufe des Projektes konnten sie sich aber zunehmend von ihren Erwartungen lösen, was viele kreative Prozesse in Gang gesetzt hat. So sind sehr individuelle Werke entstanden, über die die Kinder sich gefreut haben, die sie teilweise überrascht haben und auf die sie auch stolz waren. Das gemeinsame Erfahren von Versuchen, Verwerfen, Gelingen und nicht zuletzt das gemeinsame Stempeln der selbst hergestellten Leporellos haben die Klassengemeinschaft sehr gestärkt.“
- Karin Werner, Klassenlehrerin
© Rubén González Escudero
Die Klasse 3e der Kurt-Tucholsky-Grundschule ist in den letzten Monaten in den Genuss von Pianomusik gekommen. Zu den Klängen von "Kinderszenen" von Robert Schumann entdeckten die Kinder dieser sehr heterogenen Klasse die Kulturen und Heimatländer ihrer Mitschüler:innen. Die Auseinandersetzung mit vermeintlich fremden Kulturen stärkte den Klassenverband ungemein. Auch Performance-Künstler Rubén González Escudero versteht sein Handwerk: Mit Musik, Bewegung und viel Geduld baute er stabile Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen der Kinder.
Die Klassenlehrerin Karin Werner beobachtete stolz, wie sich die Kinder Neuem immer mehr öffneten. Sie hebt hervor, welche Vorteile der Wechselunterricht brachte. In einem ruhigen Schulhaus und mit halber Klasse konnte intensiv an dem interkulturellen Austausch gearbeitet werden. Schon jetzt profitiert die Klasse 3e von den Erfahrungen: Die Pianomusik ist in der Klasse fest etabliert und fördert jede noch so leise Stillarbeit. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Im Video ist deutlich zu erkennen, mit welcher Hingabe die Grundschulkinder ihre Kultur präsentieren.
Was wurde erreicht?
"Das letzte Halbjahr war merkwürdig, anstrengend und bereichernd zugleich. Eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung."
- Karin Werner, Klassenleitung
Im Rahmen des von November 2017 bis Juni 2019 an der Kurt-Tucholsky-Grundschule wirkenden Erasmus+ Projektes Arte por la Convivencia fand ein ganz besonderes Theaterprojekt mit der Theaterpädagogin Helen de Bie statt. Hier wurden im Laufe der Monate gemeinsamer Theaterarbeit Geschichten umgeschrieben und auf die Alltagssituation der Kinder angepasst oder völlig frei Choreografien entwickelt, in denen jedes Kind seinen Platz fand. Immer war das Ende offen, die Kinder konnten sich und ihre Kreativität frei entfalten. Helen de Bie beschreibt ihre Eindrücke folgendermaßen: „Die Kinder kennen die Situation sehr gut, dass jemand neu ist. Sie kennen es auch gut, sich selbst fremd oder ausgeschlossen zu fühlen. Und sie spielen gerne.“ Bei den Aufführungen am Ende der Projektklasse gab es immer sehr bewegende Momente, wenn sich der Vorhang öffnete, und es floss manche Träne, wenn dieser sich dann wieder geschlossen hatte. Den Stolz konnte man allen Teilnehmenden ohne Ausnahme ansehen, wenn sie nach dem Vortragen ihres gemeinsamen Werkes oder ihrer Choreografie ein Stückchen gewachsen waren. Einen ausführlichen Abschlussbericht über das Austauschprojekt Arte por la Convivencia finden Sie hier.
Zitate der teilnehmenden Kinder der 6. Klasse der Kurt-Tucholsky-Grundschule:
„MUS-E® hat mir gebracht, kreativ zu sein.“
„Ich habe gelernt, dass man sich beim Theaterspielen nicht aufgeregt fühlen muss. Ich habe gelernt, Theater zu spielen und zu tanzen.“
„Ich habe gelernt, dass man als Team besser arbeiten kann.
Zusammen macht es mehr Spaß.“
„Ich traue mich jetzt, viel lauter vor fremden Menschen zu
sprechen.“
„Ich wurde durch MUS-E® selbstbewusster. Ich habe
gemerkt, dass die Stücke viel Freude bereitet haben.“
„Ich habe meine Freund:innen besser kennengelernt.“
„Ich habe gelernt, dass man als Klasse immer zusammenhalten
muss.“
„Ich habe gelernt, dass man sich mehr trauen kann.“
„Ich habe gelernt, mutiger zu werden.“
„Mein Traum ist es, eine Tänzerin zu werden. Mit meinen Freund:innen habe ich getanzt.“
„MUS-E® hat mir gebracht, kreativ zu sein.“
In der Erarbeitung verfolgte Kokomini Eva Nemesi mit den Schüler:innen zwei Stränge. Zunächst näherten sie sich den Gestaltungsmitteln der körperlichen Arbeit. Ein Bewusstsein für den Körper, für Bewegung und deren Ausdrucksmöglichkeiten wurde geschaffen. Anschließend wurde das Thema "Kiez und Heimat" durch das Bewusstwerden des eigenen Lebensraumes aufgegriffen. Diese Auseinandersetzung fand statt durch Gespräche, Schreibaufträge und Zeichnungen auf Papier und im Raum. Die letztendliche Aufführung war eine Collage aus dem erarbeiteten Material, die zu Beginn einen narrativen Verlauf hatte und sich zum Schluss mehr und mehr auflöste.
„Mein Traumkiez ist eine Zuckerwelt. Ich wünsche mir, dass alle Häuser aus Zucker und Schokolade sind.“
- Merve
„Mein Traumkiez ist Tropical Island, und es gibt überall Trampoline.“
-Zeynal
„In meinem Kiez ist es cool, weil ich Familie und Freund:innen hier habe, und es gibt viele Spielplätze.“
- Muhammed
„Ich finde meinen Kiez schön, weil es einen sehr schönen Park gibt. Da kann ich meistens die Leute beobachten picknicken. Außerdem gibt es ganz viele unterschiedliche Menschen, die an einem Ort zusammenleben.“
- Azra
Kokomini Eva Nemesi führte das interdisziplinäre Projekt aus den Sparten Tanz und Theater mit den Schüler:innen der Klasse 6a durch. Zu Beginn einer jeden Stunde wurden die Teilnehmenden mit einem Bewegungs-Warm-up aktiviert, bevor es dann über Übungen und Spiele hin zu den Theater- Tanzsequenzen ging. Thematisch beschäftigte sich die Klasse mit "Kiez und Heimat". Kieze wurden gezeichnet, benannt und vorgestellt, Raumwege in den Vierteln in der Aula nachgestellt und so ein imaginäres Bühnenbild entwickelt. Am Ende jeder Session präsentierten die Teilnehmenden in Kleingruppen die erarbeiteten Bewegungsfolgen ihren Mitschüler:innen.
Was wurde erreicht?
Theaterpädagogin Helen de Bie berichtet:
"Tommy ist ein neues Kind in der Klasse. Das kommt ja öfter vor, dass jemand Neues dazu kommt. Tommy allerdings trägt eine Mütze, die das ganze Gesicht verdeckt. Es gibt nur zwei Löcher für die Augen. Was in der ersten Woche passiert, die Tommy an der Schule verbringt, spielen wir in unserem Theaterstück. Literarische Grundlage für unsere Arbeit ist "Tommy Mütze" von Jenny Robson.
Jeden Donnerstag bauen wir neue Szenen für das Stück, das wir im Juni in der Schule vor Publikum präsentieren werden. Letzte Woche haben wir uns überlegt, warum Tommy wohl die Mütze trägt. Hat er üble Verbrennungen im Gesicht? Ist er ein Promi, der unerkannt bleiben will? Oder ein Geflüchteter, der illegal hier ist? Schämt er sich vielleicht einfach und mag es nicht, angeschaut zu werden? Vielleicht ist er ja doch einfach ein Bankräuber, der seit dem letzten Überfall auf der Flucht vor der Polizei ist?
Phantasie ist genug da, um anschaulich zu spielen, wie es Tommy wohl geht. Manchmal regiert das Chaos, es ist laut, draußen schneit es und wichtige Spieler:innen
sind krank. Dann ist Tommys Fußball-Sieg auch im Theaterspiel hart umkämpft, und ich bin sehr dankbar, dass mich zwei sehr engagierte Lehrerinnen unterstützen. An anderen Tagen, reden wir
darüber, wie es ist, wenn man selbst neu ist und was das für diejenigen bedeutet, die schon lange hier sind. Die Kinder haben zu diesem Thema viel zu sagen. Schließlich gibt es in jeder Familie
ganz eigene Migrationserfahrungen, die in die selbstentwickelten Szenen einfließen. Und auch ich gehe nach Hause mit dem Gedanken, wieder was dazugelernt zu haben."
März 2018, Helen de Bie (Theaterpädagogin)
"Mit den Kindern der Kurt-Tucholsky-Grundschule begannen wir im November 2016 unser Tanz-Theater-Puppen Projekt. Am Anfang kamen die Schüler:innen dabei zum Teil das erste Mal mit Theaterübungen und -spielen in Kontakt, die ihnen Raum gaben für Bewegung, kreativen Ausdruck und Spaß. Im nächsten Schritt bauten wir gemeinsam die leuchtenden Puppen und Masken.
Die Arbeit mit den Händen, das Formen der Objekte, das Kleistern und das Bemalen förderte die Kreativität der Kinder. Mit viel Phantasie kreierten sie ihre eigenen Wesen und Geschöpfe. Durch Tanz und Bewegung wurde diese dann zum Leben erweckt.
Die Kinder nahmen in jeder Phase des Projekts mit Freude teil und überwanden anfängliche Skepsis, die in Bezug auf den körperlichen Ausdruck und den Tanz manchmal bestanden. Sie arbeiteten aktiv am Aufbau der Choreografie mit und erkundeten mit Neugier die verschiedenen Möglichkeiten, die die Technik der Figurenherstellung bot. Es entstand eine Geschichte aus Licht, die in einem dunklen Raum mit der Aufführung zum Leuchten kam. Auch die Kinder strahlten zufrieden, als ihre Eltern nun die Ergebnisse von einem gemeinsamen halben Jahr gesehen hatten."
Kontakt
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Eingetragen beim Amtsgericht
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