MUS-E® an der Hans-Christian-Andersen-Schule in Mannheim

Koordination: Ingrid Schmidt-Wackerow

Die Hans-Christian-Andersen-Schule in Mannheim Schönau ist seit November 2022 mit dabei. Die gebundene Ganztagsschule im Mannheimer Norden wird zurzeit von ca. 250 Kindern besucht; viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund. In Zeiten ständiger Veränderungen ist die Hans-Christian-Andersen-Schule ein verlässlicher Ort für die Kinder, der ihnen Struktur und Orientierung gibt. Zahlreiche AG-Angebote aus den Bereichen Sport und Kultur unterstützen die Kinder darin, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln, Stärken und Interessen zu erkennen. Mit MUS-E® können die Kinder direkt mit Künstler:innen in Kontakt treten, von ihnen lernen und in ihre Welt eintauchen. Ihre Kreativitität wird gefördert, und sie erleben so eine Welt, zu der sie sonst keinen Zugang hätten.


Schuljahr 2024/25

1. Halbjahr: Plastisches Gestalten

Zutrauen in die eigene Arbeit • Konzentration • Durchhaltevermögen • Interesse an künstlerischer Betätigung 

In der Klasse 2b tauchten die Schüler:innen mit MUS-E® Künstlerin Angelika Geißler in die Welt des plastischen Gestaltens ein. Schritt für Schritt wurden sie an das dreidimensionale Arbeiten herangeführt, lernten Vertrauen in ihr eigenes kreatives Tun zu entwickeln und erlebten eine Atmosphäre der gegenseitigen Unterstützung, in der ohne Bewertung gearbeitet wurde. Jedes Kind erhielt ein Kunsttagebuch, in dem es freiwillig Zeichnungen, Bilder und Ideen sammeln konnte. Manche nutzten es auch außerhalb des Unterrichts und zeichneten in ihrer Freizeit weiter. Nach den ersten kreativen Übungen entwarfen die Schüler:innen kleine Plastiken oder Anhänger aus Stein. Das Überreichen des Steins wurde zu einem besonderen Ritual, das alle faszinierte. Mit Feile, Schmirgelpapier und Bohrer gaben die Kinder dem Material nach und nach eine neue Form.


Das Bohren eines Lochs in die Anhänger traute sich schließlich jede:r zu, und der Stolz war groß, als das fertige Werkstück in den eigenen Händen lag. Nach der intensiven Arbeit mit Stein folgte ein Ausflug in die farbenfrohe Welt von Hundertwasser. Die Schüler:innen setzten sich mit seinen Formen und Farben auseinander, um ihre eigene Vorstellungskraft weiterzuentwickeln. Anschließend widmeten sie sich dem Modellieren. Inspiriert durch Musikinstrumente ahmten sie die Bewegungen von Tieren nach, zeichneten diese und formten sie schließlich plastisch. Die Begeisterung für das Modellieren war in der ganzen Klasse spürbar. Zum Abschluss präsentierten die Kinder ihre Arbeiten in einer Ausstellung. Sie konnten ihre Werke stolz zeigen und erlebten, wie aus einer anfänglichen Idee mit Geduld und handwerklichem Geschick eine dreidimensionale Form entstand.

 

„Es ist schön zu sehen, dass auch einige Jungs, die sonst schwierig im Unterricht sind, mitmachen und bei der Sache sind.“ 

- Klassenlehrerin Frau Maier

„Kunst ist die schönste Stunde der Woche.“ 

„Habe statt Computer zu spielen mit meinem Opa mit der Bohrmaschine und Werkzeugen gearbeitet.“

1. Halbjahr: Vom Ich zum Wir

Geschichten erfinden • Kreativität • Phantasie • Gruppendynamik • Achtsamkeit und Unterstützung • Sensibilisierung der Wahrnehmung • Selbstbewusstsein

Die Klasse 1b erlebte in diesem Halbjahr eine Entwicklung vom Einzelnen zur Gemeinschaft. Unter der Leitung von MUS-E® Künstlerin Jasmin Nedic verbesserten Teamspiele und gemeinschaftliche Aufgaben die anfangs eher unstrukturierte Gruppendynamik und stärkten das Wir-Gefühl. Nach und nach setzte sich die Klasse intensiver mit Emotionen auseinander. Durch Standbilder, Miniszenen und Traumreisen lernten die Schüler:innen, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Im Laufe des Projekts wurde eine zunehmende Empathie unter den Kindern beobachtet. Ab Januar erarbeiteten sie selbstständig Standbilder und Miniszenen in Kleingruppen, was den Zusammenhalt weiter stärkte. Mit der Zeit entstand ein Ritual nach der Pause, bei dem sich die Kinder gegenseitig massierten. Anfangs waren sie oft unachtsam oder weigerten sich, „Pilze auf ihre Massage-Pizza zu legen“. Doch gegen Ende des Moduls ging es nicht mehr um persönliche Vorlieben, sondern darum, der Partner:in etwas Gutes zu tun. Durch das gemeinsame künstlerische Arbeiten wuchs die Klasse enger zusammen und entwickelte ein stärkeres Bewusstsein für die Bedürfnisse der anderen.


Schuljahr 2023/24

1. Halbjahr: Aufmerksames Zuhören und dynamisches Musizieren

gesteigerte Lernfreude • kreatives Umsetzen • erweiterte Differenzierung • Ordnungsprinzipien • Konzentration und Geduld

Die Kinder der Klasse 2b entdeckten mit MUS-E® Künstler Johannes Santos, welche Geräusche und Klänge Alltagsgegenstände wie Gläser, Flaschen oder Sachen aus dem Schulranzen erzeugen können. Es wurde den Klängen von bewegtem oder gerissenem Papier aufmerksam gelauscht, mit Gummis experimentiert und auf diese Weise die Saiteninstrumente kennengelernt. Sogar aus Strohhalmen wurden Oboenklänge herausgepresst. Danach wurde zu Percussion-Instrumenten, Röhrenglocken und zum Metallofon übergegangen. Zu den Klängen erfanden die Kinder witzige Sätze, die zu den Rhythmen "gerappt" wurden. In verschiedenen Geschwindigkeiten wurden miteinander oder in Gruppen sogar gegeneinander motorische Rhythmen gespielt. Dynamische Szenen aus dem Werk "Peter und der Wolf" wurden nachgespielt. Die Kinder haben kleine Stücke kennengelernt, die Mozart in genau ihrem Alter komponiert hat. Die Klasse wurde zum großen Orchester mit lebendigen Klängen und Bewegungen, in dem alle ein Instrument hatten und einander zuhörten.

 

"Ich hatte viel Spaß, zusammen mit den anderen wie ein Orchester zu spielen."

"Dass man so viel hören kann, hätte ich nicht gedacht. Toll!"

"Die tiefen Töne wummern so schön in meinem Bauch."


Schuljahr 2022/23

2. Halbjahr: Natur pur!

Inhibition • Arbeitsteilung • technische Erfahrung mit Pappmaché • Selbstvertrauen • Bewusstsein für die Natur

Im Kunstprojekt "Natur pur!" mit MUS-E® Künstlerin Cynthia Wijono festigte sich schnell ein motiviertes Gestalten unter den Schüler:innen der Klasse 1b. Zuerst wurde aus getrockneten Pflanzen, Obst- und Gemüseschalen Papier geschöpft. Das brachte die Kinder zum Staunen. In einem selbst gebundenen Buch wurden die Ergebnisse gesammelt, wobei das jeweilige Obst, Gemüse oder die Pflanze dazu gezeichnet wurde. Anschließend wurde die Klasse ins skulpturale Arbeiten eingeführt. Hier wurden Blumen aus Zeitungspapier und einer Pulp-Mischung gestaltet und bemalt. Zu guter Letzt kreierten die Kinder in Teams ein Schattentheater aus Transparentpapier und ausgeschnittenen Formen von Tieren des Waldes, wobei jede:r die Hintergrundszenen malerisch gestalten konnte.

 

"Ich bin stolz auf mein eigenes Kunstbuch mit selbstgeschöpftem Papier."

- Collin


1. Halbjahr: Vom Ich zum Wir

Die Schauspielerin und Theaterpädaogin Kerstin Kiefer war mit ihrem Projekt "Vom Ich zum Wir" in der Klasse 1b aktiv. Die Kinder wärmten sich mit munteren Warm-up-Spielen auf, die Körper und Sprache in Verbindung brachten. Ein Memory-Spiel aus menschlichen Karten machte Laune, die Kinder stellten in Paaren Tiere dar. Geraten wurde von den Spionen, die draußen geduldig warteten, um die Paare zu finden. Hier eine Katze und dort eine weitere. Auch Schmetterlinge, Eulen und Schnecken wurden ins Spiel gebracht. Dabei halfen genaue Beobachtungen, aber auch Glück und Zufall beim Finden der richtigen Paare. Am Ende wurde im Kreis reflektiert: Was ist gut gelungen, und was machte Schwierigkeiten? Gab es Regeln zu beachten? Anschließend wurden beim bunten Luftballontanz Koordinationsfähigkeit und respektvoller Umgang mit den Partner:innen geübt. Hier erwarben die Kinder motorische Fähigkeiten, neue Techniken und leisteten Transfer. Diese Übung verlangte es, gemeinsam Lösungen zu finden, um die Aufgabe zu bewältigen, den Ballon bei gemeinsamen Körperkontakt nicht zu verlieren. Beim Theater haben die Kinder die Möglichkeit, auf spielerische Weise personale Kompetenz und kreative Fähigkeiten zu erwerben.

 

MUS-E® Künstlerin Kerstin Kiefer berichtet:

"Ich liebe es, immer wieder überrascht zu werden von ungeahnter Ausdruckskraft, sozialen Erkenntnissen und selbst zu lernen von der klaren Weisheit eines Kindes. Dabei zu sein, wie sie immer sicherer darin werden, wann sie „Ich“ sind und wann „Wir“, wie sie sich im Schutz einer Tierrolle neu erforschen, sich trauen, allein vor der Gruppe Emotionen zu spielen, teamfreudiger werden oder einfach etwas Neues wagen – das ist mir eine große Freude!"

 

Klassenlehrerin Simone Eisen berichtet: "Bei einigen Kindern kamen durch das Projekt ungeahnte Talente zum Vorschein. Auch schüchterne Kinder trauen sich von Woche zu Woche mehr zu. Als Lehrerin ist es spannend, die Kinder in diesen Situationen zu beobachten und auch mal eine andere Seite kennenzulernen."

 

"Das ist so schade, Kerstin – wir haben jetzt eine Woche Faschingsferien und können dich gar nicht sehen!"

- Frida, 7 Jahre