Koordination: Petra Faißt
An der Sonnenbergschule in Ballrechten-Dottingen starteten im Schuljahr 2021/22 zwei Klassen mit MUS-E®. Initiiert und finanziert wird das Programm durch die Bürgerstiftung Ballrechten-Dottingen, deren Vorsitzender Heinz-Wolfgang Spranger während eines Webinars auf MUS-E® aufmerksam wurde und dabei sofort an die Sonnenbergschule dachte. Mit im Boot sind noch weitere Fördernde, die durch die Bürgerstiftung Ballrechten-Dottingen geworben wurden: die Ernst-Wilken-Stiftung in Freiburg, der Fonds „Auf Augenhöhe“ in Bochum und die Energiedienst Holding AG. Wir danken allen Initiator:innen und Fördernden herzlich für ihr Engagement, durch welches 29 Kinder der Sonnenbergschule die positiven Auswirkungen von MUS-E® erfahren dürfen.
Kreativität • Materialverständnis • Teamarbeit • Planung • Feinmotorik
Im Projekt „Weidenflechten“ mit MUS-E® Künstler Daniel Schenk in der Klasse 3 beschäftigten sich die Kinder intensiv mit Weide als Naturmaterial. Zu Beginn, Ende September und Anfang Oktober, lernten die Kinder in der Chaostechnik, eigene Vogelnester zu flechten. Dabei stand nicht das Endergebnis, sondern die Materialerfahrung im Vordergrund. Einige Kinder taten sich schwer, da es keine festen Vorgaben gab, was den kreativen Prozess jedoch bereicherte. Im nächsten Block flechteten die Kinder Ninsenkörbchen, eine klar strukturierte Arbeit mit schnellen Erfolgserlebnissen. Im November begann die Ernte und das Bündeln von Weiden, die auf dem Schulgelände wuchsen.
Der direkte Kontakt zum Material vertiefte das Verständnis für dessen Ursprung. Im Dezember entstanden auf dem Schulhof ein Weidenhäuschen und im Klassenzimmer ein Weidenkokon als Rückzugsort. Die Kinder arbeiteten einerseits frei in der Chaostechnik, andererseits auch in klar geführten Projekten. Sie entwickelten Sicherheit im Umgang mit Weide und wuchsen in ihrem kreativen Selbstvertrauen. Die Kinder lernten Flechttechniken, planten größere Projekte und setzten ihre Ideen um. Sie nahmen aktiv am gesamten Prozess teil, von der Ernte bis zum fertigen Kunstwerk.
Zu Beginn haben die Klasse 3a und MUS-E® Künstlerin Nadja Monnet sich dem Thema „Ordnungen“ über den eigenen Körper angenähert. Auf spielerische Aufstellungen nach verschiedensten Kriterien folgten ein Körperalphabet und ein kreiertes Muster, welches mit dem geworfenen Schatten der eigenen Körper entworfen wurde. In all diesen Vorübungen ging es darum, sich in Ordnungen hineinzubegeben, sie zu erleben und zu erkennen.
Danach erschlossen die Schüler:innen sich das Thema „Muster“ durch Zeichnen von Wellen, Flechtbändern, Mandalas (mit selbstgemachten Kreiden) und einem Teppich (auf Glas). Hier zeigte sich bei den Kindern ein breites Spektrum an Eintauchvermögen und Kreativität. Die so kennengelernten Prinzipien fanden ihre finale Anwendung in einem Vormittag im Wald, wo sich in Land Art versucht wurde. Dies war für alle der Höhepunkt des Projektes und hat so viel Schaffensfreude freigesetzt, dass sich ein Großteil der Klasse für den Nachmittag verabredet hat, um weiter gemeinsam kreativ zu sein. Parallel dazu wurde jede Stunde mit einer Zeichnung in einem selbst gebundenen Heft festgehalten.
Was wurde erreicht?
"Wenn ich etwas mit Natur mache, fühle ich mich freier."
- Korab
"Danke, dass Sie uns gezeigt haben, dass die Kunst auch in ganz anderen Formen sein kann und dass wir sie jeden Tag sehen."
- Erdem
MUS-E® Künstlerin Nana Hassler aka Nanze Danze führte die Kinder der Klasse 3b in die Welt der Jugend-Subkultur Hip-Hop ein. Die Kinder lernten die Grundbewegungen und erste Basics in verschiedenen Stilen wie Old-, Middle- und New-School, Locking und House. Das Projekt startete sehr heterogen: Einige waren bisher nie mit Tanz in Berührung gekommen, andere brachten Vorerfahrung mit. Die bereits im November stattgefundene erste Präsentation bei einer Veranstaltung des Förderers, der Bürgerstiftung Ballrechten-Dottingen, war sehr motivierend für die Kinder. In den nächsten Schritten ging es darum, die angeeigneten Bewegungen zu variieren und zu verbinden sowie Choreographien zu entwickeln. Es wurde in verschiedenen Formationen getanzt: Reihen, Linien, Kreise, selbst ein Freestyle wurde zu festem Bestandteil jeder Einheit. Abschließend wurde auf einer großen Aufführung das Gelernte präsentiert.
Was wurde erreicht?
"Die Dynamiken veränderten sich, feststehende Hierarchien wurden durchbrochen, da andere Fertigkeiten in den Fokus rutschten. Das schaffte eine enorme Aufwertung des Selbstbewusstseins und machte obendrein Spaß"
- MUS-E® Künstlerin Nana Hassler
Im Perkussionsprojekt mit MUS-E® Künstler Ro Kuijpers forschte die Klasse 3a zunächst an verschiedenen Trommeln und Perkussionsinstrumenten, wie sich Töne und Geräusche erzeugen lassen. Anhand verschiedener rhythmischer Übungen wurde ausprobiert, wie man Takt und Tempo hält, präsent und selbstbewusst auftritt und Vertrauen ins eigene Können gewinnt.
"Es gab mehrere Kinder, die im Regelunterricht Schwierigkeiten hatten, die durch das Trommeln unheimlich viel Selbstvertrauen bekommen haben. Dieses Selbstvertrauen haben sie dann wieder in den alltäglichen Unterricht mitgenommen. Fast alle Kinder fanden es richtig schade, dass das MUS-E® Projekt so schnell zu Ende war."
- Ro Kuijpers
Was wurde erreicht?
"Herr Kuijpers, Sie haben mir Mut gegeben, vor Publikum zu trommeln und zu singen."
- Inaaya
Die Klasse 3a und Len Shirts widmeten sich im zweiten Halbjahr dem Maskentheater. Begonnen wurde mit Aufwärmübungen: Kreisspielen, die Spaß machen und zugleich Training für Zusammenspiel, Wachsamkeit, Akzeptanz und Unerwartetes darstellten. Dies verbeitete große Begeisterung bei allen. Konzentriert probierten die Kinder dann verschiedene Artikulationsübungen aus. Dann ging es weiter mit dem Maskenspiel! Die Kinder haben zunächst aufmerksam zugeschaut, wie einzelne Schüler:innen eine Maske betrachteten, aufsetzten und einfach als dieses Maskenwesen da saßen. Sowohl Spielende als auch Zuschauende nahmen diese Aufgabe ernst.
Die Feedbacks – auch in spielerischer Form, die alle involvierten – waren klug. Nachdem alle erste Maskenbegegnungen hatten, folgten spielerische Zweierarbeiten zur Charakterentwicklung. Dann die Aufgabe: zwei Maskenwesen treffen aufeinander! Die Kinder waren begeistert. Die resultierenden Maskenszenen hatten Potenzial, und gemeinsam wurde entschieden, weiter an ihnen zu gestalten. Am Elternabend wurden alle Szenen gespielt. Die Kinder führten selbständig Szenenspiel und Umbau durch, und die Zuschauenden haben die Maskenszenen genossen.
Was wurde erreicht?
Im Vordergrund des Theaterprojekts mit MUS-E® Künstlerin Claudia Kraus standen die Freude am eigenen Ausdruck, das Zusammenspiel miteinander und das Hineinschlüpfen in verschiedenste Rollen. Ergänzend wurde immer wieder mit den Kindern gesungen und kleine Rhythmusspiele gespielt. Jede MUS-E® Stunde begann und endete mit einer selbst erfundenen Zeitmaschine, welche die Kinder ins Theaterland und wieder zurück brachte. Spielerisch wurde sich zunächst dem Statuentheater genähert. Dabei dachten sich die Kinder z. B. Standbilder zu bekannten Märchen aus, anhand derer die anderen erraten konnten, um welches Märchen es sich handelte. Neben Pantomime-Übungen haben die Kinder nach und nach eigene kleine Szenen improvisiert und einander gezeigt, wie z. B. das Finden einer Flaschenpost, das Entdecken der Botschaft und welche Geschichte sich daraus entwickelt.
Die Kreativität der Kinder hat immer wieder überrascht und alle Beteiligten zum Lachen gebracht. Zum Ende des Halbjahres erfanden alle gemeinsam eine eigene spannende Geschichte, die mit Standbildern und Geräuschen lebendig bebildert wurden. Auch wenn es den Kindern manchmal schwerfiel, sich am Nachmittag zu konzentrieren, waren alle mit Spaß am Spiel dabei und freuten sich auf die MUS-E® Stunden.
Was wurde erreicht?
"Es ist schön zu sehen, wie viel offener, freier und ganz anders sich die Kinder in diesem Rahmen zeigen."
- Melanie Klein, Klassenlehrerin
Im Fokus des Musical-Projekts mit MUS-E® Künstlerin Eva Melanie Latini standen von Anfang an die Bedürfnisse, Ideen und Wünsche der Kinder der Klasse 3a. Durch Schauspielmethoden und theaterpädagogische Übungen wurde den Schüler:innen der Umgang miteinander und mit dem eigenen Körper nähergebracht. Sie durften improvisieren und sich frei ausprobieren. Durch ein Lied, welches die Kinder im Chorunterricht erlernt hatten, ergab sich eine kleine Choreografie mit selbst entwickelten passenden Szenen zum Thema „Gemütlichkeit, Ruhe und Kraft“. Die Texte der Szenen wurden von den Kindern frei erfunden und auch die Rollen unter Anleitung der Künstlerin selbständig angelegt. Zusammen ergab es eine kleine Musical-Nummer mit Spiel, Gesang und Tanz. Das Gesamtkonzept enthielt eine wichtige Botschaft für die Zuschauer und die Kinder selbst.
Was wurde erreicht?
„Ich finde toll, dass wir jetzt viel besser aufeinander achten.“
„Ich finde es schön, dass Melanie Zeit für uns hat.“
„Wir haben ganz viele neue Ideen bekommen.“
„Ich habe gelernt, dass ich laut und deutlich sprechen muss.“
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